Robert Stolz (1880 – 1975)

Robert Stolz ist ein vertrauter Name für das Fernseh- und Klassikpublikum der 50er, 60er und 70er Jahre. Als letzter Komponist der ‚Silbernen Wiener Operetten-Ära‘ war er auch als Dirigent in der Nachkriegszeit erfolgreich tätig bis ins hohe Alter und starb verehrt, hochbetagt und wohlhabend im Jahr 1975.
Von Interesse für uns sind aber vor allem seine jungen Jahre vor dem 2. Weltkrieg.

Stolz wurde 1880 in Graz als zwölftes Kind des Komponisten und Musikdirektors Jakob Stolz und dessen Frau Ida, einer renommierten Konzertpianistin, geboren. Einschlägig begabt trat er bereits als Achtjähriger immer wieder vor Publikum auf.

Mit 16 legte er die Staatsprüfung für Musik am Wiener Staatskonservatorium ab, wo er unter anderem von Engelbert Humperdinck unterrichtet wurde.

Nach dem ersten Weltkrieg, in dem er von 1914 bis 1918 u.a. als Kapellmeister in der K.u.K. Armee Dienst leistete, gründete er zusammen mit Otto Hein den Wiener Bohème-Verlag. Dieser Verlag hat wie kein anderer in Wien Schlagergeschichte geschrieben. Dort veröffentlichte Robert Stolz Modetänze wie „Salomé“, 1917 der erste europäische Foxtrott überhaupt, und den Onestepp „Hallo, du süße Klingelfee“, dessen französische Fassung Jean Gabin später im Casino de Paris sang.

Zu Beginn der 1920er Jahre versuchte er – seiner momentanen Frau zuliebe (bei fünf Ehen und zahlreichen zusätzlichen Beziehungen darf man das sagen) -, sich mit einem eigenen Theater in Wien selbständig zu machen, scheiterte allerdings grandios und entfloh seinen Gläubigern nach Berlin.

Hier war er als Dirigent nicht nur seiner Operetten tätig und sanierte sich finanziell. Ebenfalls im Berliner Filmgeschäft verwurzelt, kehrte er 1926 nach Wien zurück. Eines seiner schmissigsten Evergreens entstand 1927 mit dem Text von Beda: „In der Bar zum Krokodil“.

Für den ersten deutschen Tonfilm „Zwei Herzen im Dreivierteltakt“ komponierte Stolz den gleichnamiger Walzer, der weltweit der erfolgreichste nach der „Schönen blauen Donau“ wurde, und Melodien wie „Adieu, mein kleiner Gardeoffizier“.

In der Nazizeit gelang es Robert Stolz, sich neutral zu halten. Da er ständig zwischen Wien und Berlin in seinem großen Auto unterwegs war, schmuggelte er mindestens 21 Mal – im Polster der Rücksitze eingenäht – jüdische Kinder und Musikerkollegen nach Österreich. Er setzte somit sein Leben aufs Spiel, wurde aber nie kontrolliert, da er einen Fahrer mit Hakenkreuz an der Kappe hatte. Eher erbaten die Grenzbeamten ein Autogramm von dem populären Stolz.

Nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 ging er zunächst nach Zürich und Paris, und emigrierte schließlich nach New York, was zur Ausbürgerung aus Wien und der Konfiszierung seines gesamten Vermögens führte.

In New York fremdelte er mit der amerikanischen Unterhaltungsmusik. Nachhaltig plagte ihn das Walzerheimweh, und so kehrte er 1949 nach Wien zurück, wo er mit Ehren wieder eingebürgert und vom Bundespräsidenten zum „Professor“ ernannt wurde.

Stolz lebte nach der Devise seines Schlagers: „Ob blond, ob braun, ich liebe alle Frau‘n, mein Herz ist groß …“, immer auf der Suche nach einer Beschützerin, die ihm bei seinen lebenslangen Panikattacken zur Seite stehen würde. In Paris traf er auf seine Meisterin, die bei der ersten Begegnung beschloss: „Ich werde Frau Stolz“, obwohl sie selbst noch verheiratet war. ‚Einzi‘ verhalf manchem deutschen und österreichischen Emigranten mit Charme, Resolutheit und Durchsetzungsvermögen bei den französischen Behörden zu Papieren, um nach Amerika emigrieren, und war an Roberts Seite bis zu seinen Tod.

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